Ethische Fragen der Informationstechnologie, insbesondere zum autonomen Fahren

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Ethik und Informationstechnologie

Ganz aktuell im Zusammenhang mit den Entwicklungen der Automobilindustrie hin zum autonomen Fahren stellen sich ethische Fragen beim Einsatz von Informationstechnologie, zugespitzt auf die Frage, ob uns das Roboter-Auto tötet. Wir als IT-Rechtler sollten die Debatte nicht den anderen überlassen.

Töten uns die Roboter?

Unter dem Titel „Werden uns Roboter töten?“ Befasst sich die Wirtschaftswoche in einem aktuellen Beitrag aus der Serie „Serie Wirtschaftswelten 2025″ mit diesem Thema. Der Autor stellt heraus, dass Maschinen niemals eine echte Seele haben und niemals wie Menschen werden entscheiden können. Er stellt heraus, dass die Maschinen intelligent sein werden, logisch denken und planen können und hält es sogar für möglich, dass diese Emotionen verspüren. Entscheidend aber ist, dass die Software eine menschliche Entscheidung niemals nachbilden kann. Die Software ist in der Lage, anhand vorgegebener Entscheidungskriterien eine rationale Entscheidung zu treffen. Diese wird im Rahmen der Vorgaben „richtig“ sein.

Tötet das Roboter-Auto?

Fast aktueller ist ein Beitrag in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 01.02.2015, der leider nicht online verfügbar ist. Diese befasst sich mit den autonom fahrenden Autos. Diese waren bereits Thema des letzten Frankfurter IT-Rechtstages 2014 und sind durch die angekündigten Versuche auf deutschen Autobahnen aktueller denn je. Provokativ wird ein Fall mit hoher emotionaler Sprengkraft ins Zentrum gerückt. Ein kleines Kind stolpert auf die Straße. Es ist zu spät, einen Unfall zu verhindern. Es bleiben  für die Software zwei Möglichkeiten, zu reagieren: das Kind überfahren, das dann möglicherweise an den Unfallfolgen stirbt oder alternativ mit dem Gegenverkehr oder einem Baum zu kollidieren, wodurch möglicherweise die Insassen des Fahrzeugs sterben. Ein Mensch kann in der knappen Zeit und unter dem Stress dieser Situation keine rationale Entscheidung treffen, sondern wird emotional/irrational den einen oder den anderen Weg wählen. Das autonome Fahrzeug ist allerdings in der Lage, die Möglichkeiten schnell genug abzuwägen und eine rationale Entscheidung zu treffen. (Natürlich ist der Fall überspitzt formuliert, um das Dilemma klarer hervortreten zu lassen  – in der Realität würden die Alternativen kaum so klar mit dem Tod entweder der Insassen oder des Kindes vorher zu berechnen sein).

Wer entscheidet im Konflikt zwischen Leben?

Es stellt sich dann die ethische Frage, mit welcher Voreinstellung das Fahrzeug auszustatten ist. Die Voreinstellung, immer die Umgebung zu schützen und dem Schutz der anderen Vorrang vor dem Schutz der Insassen zu geben, mag der Verantwortung des Nutzers einer gefährlichen Einrichtung (des Automobils) gegenüber der Allgemeinheit entsprechen und die Akzeptanz des autonomen Fahrens durch die Mehrheit der Bevölkerung erhöhen. Andererseits würde dies aber die Verkaufsaussichten für ein derart eingestelltes Fahrzeug schmälern.Catrin Misselhorn, Expertin für Roboterethik und Direktorin des philosophischen Instituts an der Universität Stuttgart hat deshalb vorgeschlagen, für solche Situationen mit den Mitteln der experimentellen Philosophie Werte zu ermitteln, die allgemein akzeptiert sind und daraus eine Vorgabe für die Einstellung der Fahrzeuge abzuleiten. Andere Philosophen plädieren dafür, einen Zufallsgenerator für solche Situationen einzusetzen. Bei einer rationalen Entscheidung des Fahrzeugs anhand vorgegebener Kriterien werden die Fahrzeugnutzer Schwierigkeiten haben, die Verantwortung für das von ihnen genutzte, aber nicht gesteuerte, Fahrzeug zu übernehmen.

Sicherheitsgewinn des autonomen Fahrens

Befürworter des autonomen Fahrens verweisen darauf, dass aktuell jährlich etwa 3.300 Menschen , überwiegend durch menschliches Versagen – im Straßenverkehr sterben. Diese Zahl würde durch autonomes Fahren dramatisch gesenkt werden, könnte aber nicht auf null reduziert werden. Auch beim autonomen Fahren wird es noch den bereits jetzt bekannten unvermeidbaren Unfall geben.
Die Diskussion über diese Seiten der Informationstechnologie ist eröffnet und wird sich auf andere Bereiche auswirken.

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